iOS 15 will dem E-Mail-Marketing Fesseln anlegen
19. Juli 2021

iOS 15 will dem E-Mail-Marketing Fesseln anlegen

Angesichts des Generalverdachts, die großen US-Tech-Konzerne seien rücksichtslose Datenkraken, die ihren Hauptumsatz mit gesammelten Daten machen, mutet die Ankündigung des neuen IOS 15 von Apple beinahe seltsam an: Die neue iPhone-Software soll E-Mail-Versendern und ihren gängigen Prozessen das Leben schwer machen.

Einmal im Jahr zelebriert Apple im Rahmen der Apple WWDC, was das iPhone- und Mac-Gemeinde im Herbst desselben Jahres an Innovationen zu erwarten hat. Im Fokus stand in diesem Jahr das neue I-Phone-Betriebssystem IOS 15. Wie üblich bringt die neue Mastersoftware auch in der kommenden Version etliche Komfort-Zusätze fürs Apple-Smartphone. Was die Experten aber aufhorchen ließ, war die Ankündigung der „Mail Privacy Protection“ – Apple rudert damit in Richtung Nutzer-Datenschutz und wird nach eigener Aussage die E-Mailfunktionen das iPhones mit spürbaren Schutzmechanismen ausstatten: Bei Apple heißt es in einer Pressemitteilung:

„In der Mail App verhindert der E-Mail-Datenschutz, dass Absender:innen mithilfe unsichtbarer Pixel Informationen über die Benutzer:innen sammeln. Mit dem neuen Feature können Benutzer:innen verhindern, dass Absender:innen erfahren, wann sie eine E-Mail öffnen. Außerdem maskiert es ihre IP-Adresse, damit sie nicht mit anderen Onlineaktivitäten verknüpft oder zur Bestimmung ihres Standorts verwendet werden kann.“

Klingt beim ersten Lesen so, als würde nach der IOS 15-Einführung das E-Mail-Marketing auf einen Schlag äußerst wichtiger Komponenten beraubt. Denn, wenn Apple Ernst macht, ist es dann nicht mehr möglich, Kampagnen exakten Analysen zu unterziehen, um Empfänger künftig noch genauer und effektiver ansprechen zu können. Denn es soll künftig verhindert werden, dass E-Mail-Versender einsehen können, ob und wann eine E-Mail geöffnet wurde. Wie genau dies technisch funktionieren wird, wissen bislang nur die Apple-Entwickler – und das wird aller Erfahrung nach auch so bleiben. Eine weitere Einschränkung ist die „Maskierung“ der IP-Adresse: so will man bei Apple verhindern, dass durchs Öffnen einer E-Mail gleichzeitig Standortdaten und andere Online-Aktivitäten des Users erfassbar sind.

Allerdings ist bislang noch nicht abzuschätzen, wie hoch die Bereitschaft der iPhone-User ist, sich mit der neuen Schutztechnik auseinanderzusetzen. Denn die Mail Privacy Protection muss vom User wissentlich und aktiv eingeschaltet werden. Führt er diesen Schritt aus, ist er tatsächlich nicht mehr vollumfänglich „auswertbar“, was für E-Mail-Kampagnen generell ein gewisses Umdenken mit sich bringt. Aber schon jetzt lässt sich sagen, dass durch den Apple-Mail-Schutzschild E-Mail-Kampagnen nicht gänzlich in ihrer Effektivität eingeschränkt werden.

Hier die Ansätze, die ins Kalkül gezogen werden sollten:

  • Nutzer können künftig noch einfacher unerwünschte Mails blockieren und durch eine Scheinadresse einen weiteren Empfang verhindern. Konsequenz: E-Mail-Kampagnen sollten generell qualitativ hochwertige Inhalte transportieren, die der User wirklich haben möchte; dies wird künftig noch wichtiger.
  • E-Mail-Adressen sind schwerer eindeutig zuzuordnen; Konsequenz: Dies macht einen sauber gepflegten E-Mail-Verteiler künftig noch wichtiger.
  • Die Aussagekraft der Öffnungsrate muss neu bewertet werden. >Konsequenz: Je schwieriger die reine Öffnungsrate zu bewerten ist, desto bedeutsamer wird die Klick-Rate; dies kann für den Aufbau einer E-Mail von Bedeutung sein.

Fazit: Auch nach Einführung der Mail Privacy Protection wird E-Mail-Marketing generell nicht an seiner Strahlkraft verlieren. Denn nach wie vor gilt: Wenn ein User einen Newsletter wirklich haben möchte, wird er ihn auch künftig problemlos erhalten. Denn Apple neuer Schutzmechanismus soll schließlich den Usern zugutekommen, die bisher kaum selektieren, welche Nachrichten in ihrem Posteingang landen – und das ist schließlich auch aus Sicht eines seriösen E-Mail-Marketings begrüßenswert.